Eike Belle (Geschäftsführerin des Jobcenters Cottbus), Kai Noack (Geschäftsführer des Albert-Schweitzer-Familienwerks Brandenburg e.V.) und Ivette Kirschner (Geschäftsführerin des Regionalwerkstatt Brandenburg e.V.) (von links) durchtrennen zur Eröffnung das Band als symbolische Geste.

Cottbus. Das Albert-Schweitzer-Familienwerk Brandenburg e.V. bringt mit dem 5. Januar im Zusammenwirken mit dem Jobcenter Cottbus und der Regionalwerkstatt Brandenburg e.V. zwei neue Tafel-Ausgaben an den Start: In den Ortsteilen Cottbus-Schmellwitz und Cottbus-Sandow können Berechtigte ab sofort jeden Mittwoch Lebensmittel und andere Waren des täglichen Bedarfs erhalten. Mit der zentralen Vergabestelle der Tafel Cottbus in Sachsendorf können sozial benachteiligte Bürgerinnen und Bürger damit insgesamt auf drei Warenausgaben des Albert-Schweitzer-Familienwerks Brandenburg im Stadtgebiet zurückgreifen.

„Die Eröffnung neuer Tafel-Ausgaben ist kein Feiertag“

Kai Noack, Geschäftsführer des Albert-Schweitzer-Familienwerks Brandenburg e.V. und ehrenamtlich stellvertretender Vorsitzender des Tafel Deutschland e.V. ordnet das neue Angebot im gesellschaftlichen Kontext kritisch ein:

„Die Eröffnung zwei zusätzlicher Tafel-Ausgaben ist kein Grund zum Feiern.  Es zeigt vielmehr, dass nach wie vor zu viele Menschen unter unwürdigen Bedingungen leben müssen. Es macht mich traurig, dass Menschen arbeiten gehen und trotzdem auf staatliche Hilfen angewiesen sind. Das sind hauptsächlich alleinerziehende Frauen und Männer, die arbeiten gehen und trotzdem ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten können. Und neuerdings auch Studierende, die sich aufgrund fehlender Nebeneinkünfte aus Gastronomie und Freizeitgewerbe seit der Pandemie nicht mehr über die Runden kommen.

Tafelarbeit lebt von Ehrenamtlichen

Das Motto der Tafel: Sie gibt das, was sie kann und sammelt das ein, was zur Verfügung steht. Für viele Menschen ist der bisherige Weg nach Sachsendorf jedoch beschwerlich: Viele sind alt, körperlich eingeschränkt oder können sich eine Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht leisten. Die zusätzlichen Warenausgaben holen die Menschen in ihrem Sozialraum ab, für viele ist der Weg zu den rettenden Lebensmitteln nur noch ein paar Meter entfernt. Möglich wird dies durch Zusammenarbeit mit der Regionalwerkstatt Brandenburg e.V., die bestehende örtliche Strukturen bereitstellen sowie das Jobcenter Cottbus, die anfallende Betriebskosten übernehmen.

Kai Noack weiter:

„Ein besonderer Dank gilt an diesem Tag unseren Kooperationspartnern und vor allem den Ehrenamtlichen und allen für die Tafel tätigen, die mit Herzblut und Engagement hier jede Woche soziale Solidarität leisten und leben.“

Auch schon am heutigen Eröffnungstag in Schmellwitz stehen junge Menschen in der Schlange, um das Nötigste zum Leben zu erhalten: Wie zum Beispiel ein Altenpflegehelfer und fünffacher Familienvater, der vor fünf Jahren nach Deutschland gezogen ist. Trotz seines 30-Stunden-Jobs reicht sein Einkommen nicht für Lebensmittel. Heute geht er mit zwei Beuteln voller Lebensmittel nach Hause – bis zum nächsten Mittwoch, wenn er wieder kommt.

Adressen und Öffnungszeiten

Ausgabestelle Cottbus-Schmellwitz, Zuschka 27, 03044 Cottbus ; Öffnungszeit: mittwochs, 9 bis 11 Uhr

Ausgabestelle Cottbus-Sandow, Am Anger 1 / Sandower Hauptstraße, 03042 Cottbus-Sandow ; Öffnungszeit:  mittwochs, 13 bis 15 Uhr

Sach-, Geld und Lebensmittelspenden sowie ehrenamtliche Helfer:innen werden jederzeit benötigt.

Kontakt

Tafelprojekte
ASF Familienzentrum
Bergstraße 18
03130 Spremberg
Telefon: 03563 9896626
Mail: tafel.buero@asf-brandenburg.de

Spendenkonto

Sparkasse Spree-Neiße
IBAN: DE28 1805 0000 3610 9004 90
BIC: WELADED1CBN

Die Ausgabestelle in Cottbus-Sandow zählte bei Eröffnung um 13 Uhr schon mehr als 50 Besucherinnen und Besucher, die vor der Tür warteten.

Auch in Cottbus-Schmellwitz gab es keinerlei Anlaufschwierigkeiten. Viele Stadtteilbewohnerinnen und -bewohner freuen sich über das neue Angebot in der Ladenzeile Zuschka, darunter auch viele junge Menschen.

Füreinander da sein auf Augenhöhe: Während der Pandemie hat sich die soziale und wirtschaftliche Notlage vieler Menschen verschärft. Betroffen sind vor allem Alleinerziehende, Menschen in Altersarmut und Studierende, die ihren Lebensunterhalt ohne Nebeneinkünfte nicht mehr bestreiten können.

Klimaschutz beginnt im eigenen Kühlschrank: Die Tafeln sammeln Lebensmittel, die von den Händlern weggeschmissen werden würden – trotz einwandfreier Qualität. Durch die zusätzlichen Ausgaben verkürzen sich die Fahrtwege oder entfallen künftig ganz – ein weiterer wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Auch körperlich eingeschränkte oder ältere Menschen profitieren besonders von der besseren Erreichbarkeit der Lebensmittelvergaben.