Spremberg. Jugendstaatssekretär Steffen Freiberg hat dem Offenen Jugendtreff des Albert-Schweitzer-Familienwerks Brandenburg im Zuge der „Kabinett vor Ort“-Sitzung einen Besuch abgestattet und sich den Fragen der Spremberger Jugendlichen gestellt.

Aufregung in der vergangenen Woche im Offenen Jugendtreff Spremberg des Albert-Schweitzer-Familienwerks Brandenburg: Britta Ernst, Ministerin für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg, hat sich kurzfristig angekündigt und zu einer Fragerunde mit Spremberger Jugendlichen eingeladen. Ebenso kurzfristig hat sich Frau Ernst einen Tag vor dem geplanten Termin entschuldigen lassen – und Jugendstaatssekretär Steffen Freiberg stattdessen auf den Weg ins Albert-Schweitzer-Haus in der Gartenstraße geschickt.

Jugendliche bringen ihre Themen an den Tisch

Der Offener Jugendtreff ist seit mehr als 20 Jahren ein etablierter Anlaufpunkt für Kinder und Jugendliche aus der gesamten Stadt. Mehr als 20 Jungen und Mädchen zwischen 14 und 17 Jahren waren der Einladung des Ministeriums bereitwillig gefolgt, um ihre Belange an oberster Stelle anzubringen. Letztlich musste es ganz schnell gehen, als Steffen Freiberg um kurz vor 17 Uhr eintrifft und schon 30 Minuten von der zugesagten Stunde vergangen waren. Nach einer kurzen Begrüßung und Führung durch die Räume, brachten die Jugendliche ihre Themen an den Tisch.

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Betreuungsschlüssel, Fachkräftemangel und soziales Pflichtjahr

Als Steffen Freiberg Meinungen zum geforderten und umstrittenen sozialen Pflichtjahr einholt, fällt die Antwort einheitlich aus: Soziales Engagement – ja, bitte. Zwangsverpflichtung zu einem gesetzlich bestimmten Zeitpunkt – nein, danke. Ein Schüler des Erwin-Strittmatter-Gymnasiums hat ein ganz anderes dringliches Anliegen: Fast 1800 Lehrerstellen sind im Land Brandenburg ab 2023 Jahr unbesetzt. Wie plane die Landesregierung, den Lehrberuf künftig attraktiver zu gestalten. Geschäftsführer des Albert-Schweitzer-Familienwerks Brandenburg

Kai Noack: „Jungen Menschen wird an vielen Stellen Politikverdrossenheit und lethargisches Desinteresse nachgesagt. Das können wir nicht bestätigen. Alle waren interessiert und mit durchdachten Fragen bei der Sache. Im Raum war es mucksmäuschenstill. Die Jugendlichen interessieren sich für die Einrichtungen ihrer Lebenswelt, ihre Schulen und Horte, sehen die Missstände und sind mutig genug, sie zur Sprache zu bringen. Wir waren beeindruckt und stolz, wie sie die Diskussion nachdrücklich immer wieder auf ihre Bedürfnisse zurückgelenkt haben. Auch für uns als Träger bleibt auch nach dem Besuch viel Gesprächsbedarf, zum Beispiel warum Lehrkräfte an staatlichen und privaten Schulen nicht einheitlich bezahlt werden oder wann die Betreuungsschlüssel in den Horten angepasst werden.“

Am Ende der staatlichen Stippvisite bleiben die Jugendliche sitzen, während Steffen Freiberg bereits zum nächsten Termin entschwunden ist. Ein Schüler resümiert: „Schade, dass nicht mehr Zeit war. Ich hätte noch weitere Fragen gehabt – warum es keine einheitlichen Lehrpläne gibt zum Beispiel.“  Zustimmendes Gemurmel. Das bleibt eines der vielen Themen an diesem Nachmittag, die – so ganz ohne Antwort – einfach in der Luft hängen geblieben sind.